Hü doü

['hü'doü:]

Ach, du!

 

Ausdruck der Ungläubigkeit oder Missbilligung im ü-Land (Bettingen/Bäätien): Also, nun hör aber mal. Was fällt dir denn ein?

Die Lautverschiebung von u nach ü ist eine einmalige Besonderheit der Bettinger Sprache. Symptomatisch dafür ist das im täglichen Sprachgebrauch des Bettingers häufig vorkommende "Hü doü".

Diesen Ausdruck kennt sehr wahrscheinlich auch jeder, der einem Bettinger schon einmal begegnet ist und sich möglicherweise mit ihm angelegt hat.

Dem zugrunde liegt der Ausdruck "Hu dou" (Ach du!), also eine Äußerung, die - zumindest in ihrer stärkeren Form - den Gesprächspartner ins Unrecht setzt oder den von ihm vertretenen Standpunkt bzw. die von ihm geäußerte Meinung qualitativ herabmindert.

Die Lautverschiebung lässt sich relativ einfach erklären und nachvollziehen.

Man wird verblüffend schnell selbst zum "Bettinger", wenn man einmal folgendes Experiment macht: Man nehme tief Luft und versuche den Ausdruck mit entsprechend missbilligendem Nachdruck einmal als "Hu dou" und dann als "Hü doü" auszusprechen. Dabei wird man feststellen, dass einem beim "Hu dou" relativ früh die Luft ausgeht, während das "Hü doü" deutlich länger gesprochen werden kann. Dies liegt daran, dass beim Sprechen des "ü" wegen der spitzen Lippen nicht soviel Luft entweicht. Das Spitzen der Lippen, wie es beim "ü" üblich ist, hilft also Energie sparen und länger durchhalten.

Außerdem wird man feststellen, dass sich beim Aussprechen des "Hü doü" deutlich mehr Selbstüberzeugung einstellt als beim schnell ausgehauchten "Hu dou".

Das "ü" bringt also mehrere Vorteile mit sich: es spart Energie, es erhöht das Selbstwertgefühl und man kann es auch noch prima modulieren, quasi pfeifen bzw. singen.

All das nutzt der Bettinger zu seinem Vorteil. Diese drei Vorteile hat der Bettinger wohl schon sehr früh erkannt und aus dem etwas schwerfälligen und relativ schnell auf der Strecke bleibenden "u" ein nach oben offenes, leichtgängiges, beflügelndes und hin und wieder nahezu gepfiffenes "ü" geformt.

Damit hat er - zumindest in verbalen Auseinandersetzungen - naturbedingt oft den längeren Atem. Da dies dem emotional betonten Charakter des Bettingers sehr entgegenkam und -kommt, hat er diesen Vorteil als Standardsprache eingerichtet. Und er fühlt sich sehr wohl damit.

Steigern lässt sich die vorgenannte Erfahrung noch mit einer Variante des Experiments, durch die Aussprache des fogenden Ausdrucks:

Hühühü doühühühü

Das hühühü wird ganz kurz gesprochen und und im Gaumen hinten oben verschmirgelt. In gesungener Form bringt es verschäft zum Ausdruck:

Was willst du denn? Mach mich bloß nicht an, sonst box ich dich auf den Mund. Schau schleunigst, das du Land gewinnst.